Interview mit Frank Gust

 

Teil 2 – Schlachthäuser und Jagd

Frank Gust: [TEXTKÜRZUNG] ... , dass gut 50 % derer, die sich in Schlachterei-Betrieben aufgehalten haben – beruflich – und in der Richtung Berührung damit hatten, das als äußerst anregend empfanden.

Petra Klages: Also habe ich das jetzt richtig verstanden, Sie haben Mörder kennen gelernt, die in Schlachtbetrieben gearbeitet haben, um sich dort an Tieren zu vergehen?

Frank Gust: Nee, im Rahmen ihrer Berufsausbildung oder Ausübung mussten sie zum Beispiel das Bolzenschussgerät bedienen oder waren beim Ausweiden eingeteilt. Und das haben sie teilweise als äußerst anregend empfunden. Wurde zwar bei den Treffen fast nie so gesagt, nur wenn man – es klingt doof – von Mörder zu Mörder redet, hat das eine ganz andere Qualität und da erfährt man auch solche Sachen. Und es sind gut 50 %, die sich auf die eine oder andere Art und Weise an Tieren vergangen haben. Mit der sexuellen Komponente wie bei mir, das tun wenige. Aber den Hund vom Nachbarn quälen, aufhängen, einfach, weil er gekläfft hat, und das dann richtig witzig finden, wenn er dann noch fünf Minuten zappelt... Oder Katzen lebendig anzünden und dann als Fackel durchs Feld scheuchen. Das sind so Klamotten, die erfährt man mit der Zeit, die gehören bei vielen mit zur Biographie. Nur taucht es nirgendwo auf.

Petra Klages: Und Sie schätzen, dass das ca. 50 % sind?

Frank Gust: Zumindest von denen, mit denen ich direkt mal darüber gesprochen habe.
[…]

Petra Klages: Sie haben einen Jagdschein gemacht?

Frank Gust: Ja.

Petra Klages: Sie hatten schon kurz darüber berichtet, dass Sie viele negative Erfahrungen im Bereich der Jagd gemacht haben, das heißt mit Jägern an sich, stimmt das?

Frank Gust: Ja.

Petra Klages: Können Sie dazu vielleicht kurz etwas sagen – die meisten Menschen denken ja, Jäger seien Naturschützer.

Frank Gust: Einige sind es mit Sicherheit. Aber der größte Teil der Leute, die ich da kennen gelernt habe, war eine Mischung aus Standesdünkel und Heuchelei.

Petra Klages: Inwiefern Heuchelei? Hatten Sie den Eindruck, es ging nicht darum, die Natur und die Tiere zu schützen?

Frank Gust: Nein, es ging eher darum, unter dem Deckmantel der ach so edlen Jägerei eine wunderbare Tarnung für andere Gelüste aufzubauen.

Petra Klages: Zum Beispiel?

Frank Gust: Ein gutes Beispiel: Ich war noch in der Ausbildung, also noch nicht fertig ausgebildeter Jäger. Da durften sogenannte Jungjäger schon mal zu irgendwelchen Jagden mitgehen. Offiziell, bei irgendjemandem, der nicht zum Kreis der Jägerschaft dazu gehörte, wurde ganz anders gesprochen als wenn Jägern unter sich sind.
Wenn ein Fremder dabei ist, heißt es zum Beispiel: „Die Katzen müssen aus dem Bestand entfernt werden, da sie das Niederwild schädigen oder gefährden.“ Ist kein Fremder dabei aber: „Jetzt gehen wir erst mal wieder ein paar Katzen abknipsen.“
Anderes Beispiel, wir haben eine Kaninchenjagd veranstaltet. Da war ein angeblich erfahrener und hoch angesehener Jäger. Er schoss auf ein Kaninchen … hätte aus ein paar Metern Entfernung einen sicheren Schuss anwenden können, wartet aber, bis es noch ein bisschen gelaufen ist, um eben mit der Schrotgabel nicht mehr so perfekt zu treffen, weil es dann länger zappelt. Es drehte sich nicht darum, einen guten Braten zu kriegen oder den Bestand zu schützen, es drehte sich einfach nur darum, dass es schön weh tun soll. Nur da sagt man natürlich offiziell nichts.

Petra Klages: Haben Sie bei der Jagd ähnliche Gedanken gehabt? Also, dass Sie Tiere quälen möchten innerhalb der Jagd?

Frank Gust: Eigentlich so gut wie nie, auch wenn das jetzt bekloppt klingt. Also erst einmal, ich hatte nie große Lust. Ich rede jetzt nur von der regulären Jagd, wo ich eingeladen war und bei meinen Eltern gewesen bin, also zu offiziellen Jagden. Ich hatte noch nicht mal Lust zum Schießen, also weder eine Lust zu töten, noch die Tiere aufzubrechen. Okay, ab und zu hat es da Assoziationen gegeben, weil ich einen geöffneten Leib gesehen habe und irgendwo hat es Teile in mir angesprochen, die mich sonst ja auch ansprechen. Nur wenn ich alleine gewesen bin, ohne irgendwelche Fremden dabei, da hab ich im Umkreis in meinem damaligen Wohnort ganze Parklandschaften regelrecht von Wildkaninchen freigeschossen.

 

Dieses Interview wurde auch der Tierrechtsorganisation PETA zur Verfügung gestellt.

In absehbarer Zeit folgen weitere Teile des Interviews zu unterschiedlichen Themen mit Frank Gust.

Zum Interview mit Audiodatei zum Download geht es hier:

 

 Weitere Infos und: PETAs Broschüre für Staatsanwälte, Richter, Polizeibeamte, Sozialarbeiter und Erzieher